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Auf einen Kaffee mit einer ehemaligen Klientin

Karriereberaterin Silke Grotegut ist bekannt aus Zeit, WeLT, FAZ, Süddeutsche, uvm.
Frau auf einer Treppe

Frau Jahnke hatte vor einiger Zeit ein Karrierecoaching bei mir gemacht und ich war neugierig, wie es bei ihr danach weiterging. Am Telefon fragte ich sie, ob sie bereit wäre, meinen Lesern von ihren Erfahrungen im Coaching zu berichten – na klar, hatte sie gleich gesagt. Heute sind wir verabredet in einem Kölner Café und ich freue mich wahnsinnig, als sie schwungvoll und gut gelaunt durch die Tür kommt. 

Liebe Frau Jahnke, Ihr Coaching ist jetzt etwa ein halbes Jahr her.

Wieso sind Sie damals zu mir ins Coaching gekommen und was waren Ihre Erwartungen?

Ich befand mich damals in einer sehr komplexen beruflichen Situation. Einige Monate zuvor hatte ich eine neue Stelle in der Medienbranche angenommen, ich wurde sehr schnell zur Marketingleiterin befördert und hatte nun meine erste Führungsaufgabe. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung gestaltete sich allerdings mehr als schwierig. Ich hatte wenig Gestaltungsspielraum und das Betriebsklima war sehr von Misstrauen geprägt.
Ins Coaching kam ich, weil ich Angst hatte, über meine Grenzen zu gehen, mich zu verausgaben. Vor lauter Stress konnte ich nicht mehr klarsehen. Meine Erwartung war, wieder Klarheit zu bekommen und dadurch wieder handlungsfähig zu werden.

Was waren für Sie die wichtigsten Erkenntnisse?

Zu der Zeit, als ich ins Coaching kam, war ich ständig in Hast, ich hatte so ein diffuses Gefühl von Unzufriedenheit, konnte es aber nicht richtig benennen. Außerdem hatte ich ständig die Angst: „Es kann sich jederzeit alles gegen Dich wenden“. Ich war extrem angespannt. Im Coaching ist mir klargeworden, dass der Job gar nicht zu mir passt. Mich hat eigentlich nichts an der Führungsrolle gereizt, in die ich so schnell gekommen war. Und dann haben Sie mir eine Frage gestellt, die mir heute noch in Erinnerung ist: „Was bräuchten Sie, um den Job gut machen zu können?“ Ich glaube sogar, dass die Firma mir sehr entgegengekommen wäre bei meinen Forderungen, aber bei der Frage habe ich gemerkt, dass ich innerlich schon gekündigt hatte.

Was war für Sie der Nutzen des Coachings?

Der größte Nutzen für mich war, dass ich ganz schnell Klarheit über meine Situation hatte. Ich konnte sehen, wie sich der Job auf mein Leben ausgewirkt hat, auf meine Familie und auf mich. Ich konnte die Gründe für meine Unzufriedenheit genau benennen. Meine körperlichen Reaktionen und meine Gefühle ergaben plötzlich einen Sinn. Mit der neugewonnen klaren Haltung konnte ich dann die Entscheidung treffen, mich von der Firma zu verabschieden. Ich hatte vor dem Coaching zwar auch schon mal an Kündigung gedacht, aber den Gedanken immer wieder verworfen, weil ich ja noch nicht so lange da war. „Wie sieht das dann im Lebenslauf aus?“ und „Du musst Dich einfach noch mehr anstrengen“ oder „Du kannst doch keine Führungsposition aufgeben“ haben mich von dem Schritt abgehalten.

Wenn wir mal davon ausgehen, dass alles im Leben einen Sinn hat –

Was war für Sie der Sinn dieser beruflichen Erfahrung?

Ich habe gelernt, für mich einzustehen und dass ich selbst dafür verantwortlich bin, dass es mir gut geht. Mir ist klargeworden, dass ich über kurz oder lang in dem System ausbrennen würde. Ich wollte einem Burnout auf jeden Fall vorbeugen. Die Kündigung war das Beste, was ich damals machen konnte. Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Außerdem habe ich gelernt, meine körperlichen Reaktionen und meine Gefühle zu nutzen, denn mein Körper und meine Gefühle hatten mir schon von Anfang an signalisiert, dass etwas für mich nicht stimmt. Das ist eine Fähigkeit, die ich sehr schätzen gelernt habe. Und ich habe nochmal ein genaueres Bild davon bekommen, was mir wichtig ist und was ich brauche, um mich wohlzufühlen.

Und hat sich der schnelle Wechsel nachteilig bei Ihrer Stellensuche bemerkbar gemacht?

Nein, eigentlich nicht. Durch das Coaching hatte ich ja zu einer Entscheidung gefunden, die ich wirklich aus meiner Mitte heraus getroffen habe. Durch diese Klarheit hat sich wahrscheinlich auch meine ganze Attitüde verändert. Der schnelle Wechsel hatte für mich überhaupt nichts schambehaftetes. Wir haben einfach nicht zusammengepasst, weder fachlich noch persönlich. Ich bin komplett aufgeräumt in die Vorstellungsgespräche gegangen und ich glaube, daher war es in keinem meiner Gespräch ein großes Thema.

Was machen Sie jetzt beruflich?

Nachdem ich jahrelang im Mittelstand gearbeitet habe, ist mir nun der Sprung in einen Konzern geglückt. Ich arbeite wieder als Agile Coach und ich liebe das.
Aber vielleicht denken jetzt alle Leser, dass am Ende eines Karrierecoachings zwangsläufig ein Stellenwechsel ansteht. Dem ist ja nicht so. Bei mir war das die Kündigung, aber bei jemand anderem kann die Lösung ganz anders aussehen. Die Lösung zeigt sich von ganz alleine, wenn man das Chaos drum herum mal aufgeräumt hat.

Vielen Dank, Frau Jahnke, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben!

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